MORITZ´S WELTCUP-TAGEBUCH #2 | ALBSTADT

Climbing Heads vor Climbing Legs – XCO alles Kopfsache?

Cross Country ist ein brutaler Sport, das wissen wir alle. Dass ein Weltcuprennen die Ecken und Kanten eines XCOs besonders hervorzuheben vermag, liegt auf der Hand. Und auch die Tatsache, dass am Ende nur die härtesten und schnellsten Fahrer und Fahrerinnen am höchsten Treppchen des Siegerpodests stehen werden, ist in unser aller Köpfe wie in Stein gemeiselt. Was wir allerdings ab und zu vergessen zu scheinen, ist wie sehr und aus welchen Gründen wir diesen Sport eigentlich so lieben. Also lasst uns alle kurz innehalten und an etwas Wichtiges erinnern. Es ist eine ziemlich geile Sache, die wir da betreiben!

Das sollte einmal gesagt sein! Aber kommt nun eine Lobeshymne gefolgt von einer Liebeserklärung an den Cross Country Sport? Nein! Auch ist es kein Erfahrungsbericht oder halbherziger Mentalratgeber. Mit diesem Text will ich aufzeigen, dass vielleicht nicht immer der physisch stärkste Fahrer gewinnt. Und das am Beispiel des wohl physischsten aller Weltcups im Rennkalender? Ja genau! Und wer es bis zu diesem Punkt geschafft hat, weder verwirrt zu sein, noch abgeneigt ist die folgenden Zeilen zu lesen, stellt sich bitte folgende Frage: Sind es die Climbing Legs oder die Climbing Heads, die uns Anstiege wie in Albstadt hinauftreiben?

Dass weder schnelle Beine noch ein schneller Kopf fehlen dürfen um in einem Weltcuprennen vorne mitzumischen ist klar. Aber jede Starterin und jeder Starter eines solchen Events ist wie eine menschliche Maschine auf zwei Rädern. Ob diese eine VO2max von 80 oder 70 hat, mag leistungsentscheidend sein, doch soll es auch schon 70iger Motoren gegeben haben, die einen 80er verbrannt haben. Unmöglich? Sicher nicht! Denn nicht nur die Tatsache, dass es mehr leistungsdeterminierende Faktoren als die sagenumwobene VO2max gibt ist klar, sondern auch, dass die mentale Komponente eine dieser ist.

Und so macht uns vielleicht nicht nur unser schön getunter Motor schnell, sondern auch die Fähigkeit diesen laufen zu lassen. Laufen lassen wie Yana Belomoina, die in der letzten Runde eine Vierergruppe distanzieren konnte und sich ihren ersten Weltcupsieg sicherte. Oder wie ein gewisser Mathieu van der Poel, Zweiter im Elite Herren Rennen, den weder sein nicht gerade bergiger Querfeldeinhintergrund, noch ein vermeintlich schwereres Racefully daran hindern konnten Seriensieger Schurter bis zum Schluss zu fordern. Beide vertrauten auf ihre Fähigkeiten und blieben bis zum Schluss darauf konzentriert, diese auch auf die Strecke zu bringen.

 

Dass dieser Fokus schnell einmal aus dem Gleichgewicht kommen kann, wissen wir nur zu gut. Möglichkeiten und Gründe dafür liefert der Cross Country zur genüge. Ein Massensturz wie beim Start des Herrenrennens vergangenes Wochenende in Nove Mesto und alle Chancen auf eine Topplatzierung sind dahin. Eine kurze Unachtsamkeit wie sie Mathias Flückiger passiert ist und man wird von einem Podiumszwischenrang schmerzhaft ins Gemüse katapultiert. Und dann gibt es noch Bösewichte wie Defekte oder Krankheit, die einem ein gutes Rennen schnell einmal zunichte machen können. Und da wären wir wieder beim knallharten Cross Country Sport. Den wir trotz all dieser Herausforderung und wohl auch genau deshalb lieben. Der Sport, der uns dazu bewogen hat uns Tag für Tag den Arsch aufzureißen um uns in richtige Maschinen zu verwandeln.

Also, Zündschlüssel umdrehen und Motor laufen lassen!

 

Fotos: redbullcontentpool.com

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